18. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C – Kol 3,1-5.9-11
Die neutestamentliche Lesung dieses Sonntags ist dem Brief des Paulus (wahrscheinlich jedoch eher deuteropaulin, also nicht von Paulus selbst, sondern nur mit seiner Autorität von einem seiner Schüler verfasst) an die Kolosser entnommen.
Nachdem in den ersten Versen die Gemeinde daran erinnert wurde, dass sie mit Christus auferweckt sind und deshalb nach dem streben sollen, „was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt“ (V. 2) wird sie in Vers 5 dazu aufgerufen, als Konsequenz daraus alles irdische hinter sich zu lassen – im Text heißt es zu töten, um wirklich bereit für das Himmelreich zu sein.
Nach diesem Aufruf, die schädlichen menschlichen Eigenschaften, wie Habsucht, Schamlosigkeit und Unzucht hinter sich zu lassen, überspringt der Lesungstext einige Verse um dann zu einer weitreichenden Aussage zu kommen: Wo ihr alle zu einem nach diesem Bild veränderten, neuen Menschen geworden seid, da „gibt es nicht mehr Griechen oder Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, Skythen, Sklaven oder Freie, sondern Christus ist alles in allen.“
Dieser Ausspruch ist keinesfalls „Gleichmacherei“, es werden nicht alle Unterschiede und jede Individualität aufgehoben, sondern es geht um den Kern. Wenn alle Menschen umkehren, sich verwandeln lassen und so zu einem neuen Menschen werden, das ist das Reich Gottes wirklich auf der Welt angekommen und angenommen. Dann zählt nur noch Christus, dann ist er allen alles geworden und ist alles in allen.
Niemand soll dadurch seine Eigenständigkeit verlieren und es hat keinesfalls zur Folge, dass jeder Mensch vollkommen, wie der andere wird – vielfach wird diese Stelle von verschiedenen Gruppen auch als Beweis dafür gesehen, dass es keinen Unterschied mehr zwischen den Menschen gibt, und so als Konsequenz aus diesem Abschnitt auch Frauen zum Priesteramt zugelassen werden müssen. Ohne in eine Debatte über diese Frage einsteigen zu wollen bleibt doch festzuhalten, dass dies wohl nicht die Aussageabsicht des Verfassers war. Es stimmt, letztlich gibt es nicht mehr Sklaven und Freie, Griechen und Juden, und so wohl auch nicht mehr Männer und Frauen, aber eben nur letztlich.
Es ist unverzichtbar festzuhalten, dass jeder einzelne Mensch ihm eigene Talente und Möglichkeiten hat, die durchaus sehr unterschiedlich gestaltet sein können, und so ist nicht jeder dazu berufen Kranke zu heilen, wie es die Ärzte tun, es ist nicht jeder dazu berufen Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten, wie es in beispielsweise in Hospizen geschieht. Nicht jeder ist talentiert dazu jungen Menschen Wissen zu vermitteln, wie die Lehrer, und nicht jeder kann die Natur so zur Entfaltung bringen, wie Landwirte es schaffen. Diese Liste könnte man unbegrenzt fortsetzen, worum es aber geht ist, dass jeder Mensch denselben Wert besitzt wie der andere. Kein Mensch ist besser, als der andere, weil er vielleicht etwas für die Gesellschaft leistet, was – nach menschlichen Kategorien als höher angesehen wird, als die Leistung eines anderen.
Es geht also nicht um Gleich-berechtigung und Gleich-macherei in jeglicher Form, sondern um Gleich-wertigkeit aller Menschen im höchsten Sinne, weil eben im letzten nur noch Christus zählt, wenn er alles in allen geworden ist und wir in ihm und seiner Liebe geborgen sind.
Ich wünsche uns für die kommende Woche, dass wir wieder einen Schritt weitergehen auf dem Weg zu Christus hin!
Ihre Katharina Nowak
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